Ondine Dietz, Juni 2018
«Svenja Hinzmann – Dynamische Studien über den Stream of Consciousness. Vehikel der Hyperreflektion.
Die installativen Arbeiten sowie die Objekte von Svenja Hinzmann lassen sich couragiert auf eine Untersuchung der Vielschichtigkeit der Realität der Wahrnehmung ein und formulieren gleichzeitig einen Diskurs über die Zeit-Raum-Bewusstsein-Verknüpfungen der Arbeitsprozesse in der Bildenden Kunst als Mittel der Spiegelung der raren, mysteriösen Substanz von Bewusstseinprozessen und Kommunikationswelten. Die kosmologische Landkarte dieser unendlich vielen, eigenen Gesetzmäßigkeiten unterworfenen Galaxien der Kommunikation, Interaktion und Inspiration scheint in der Arbeit der Künstlerin einen Display zu erhalten, der alle Möglichkeiten der Reflexion anregt. Grundidee ihrer Arbeiten ist die Entgrenzung bis zur Aufhebung des linear Narrativen und der binären Kategorien der Reflexion. In ihrer Kunst sieht sie die Möglichkeit des anderorts utopisch erscheinenden Einfangens des Bewusstseinsstromes; ihre Objekte und Rauminstallationen sind jenseits von Metaphern expandierende Moleküle der Substanz, aus der Gedankenwelten geschaffen sind.
Die meist künstlichen Materialien, die nach eigener Betrachtung dem Inferno des Beliebigen und Zufälligen entrissen wurden, scheinen wirklich Teile einer postapokalyptischen Landschaft zu entstammen und aus dieser in beseelte Kosmen der Arbeiten der Künstlerin als Wertgüter auf einer Arche Noah der Würdigung, der entgrenzten und grenzenlosen Analyse überführt zu werden. Die Künstlerin Svenja Hinzmann befreit die Materialien aus der Hölle des Nicht-Gesehenen und Nicht-Wahrgenommenen, der Hölle des Unsichtbaren, Nicht-Beachteten und allen anderen Katastrophen einer autodestruktiven Zivilisation und artikuliert sowohl in den Prozessen der künstlerischen Transformation der Materialien, als auch in der Intervention mittels der Ausdruckswelten der „fertigen“ Installationen eine magische Zone der multidimensionalen Vibration der Reflexion. Man könnte sagen die Künstlerin erschaffe Konzepte, in denen sie die Sichtbarkeit verborgenener Realitäten anstrebt und auch vollbringt. Sie begegnet sich selbst, untersucht die Gesetze ihrer Inspirations- und Assoziationsmentalitäten mit großem, überaus achtsamem Interesse und erschafft künstlich-künstlerische Paralleluniversen, in denen die Gravitationskraft des Linearen und Binären eines müden, bemühten, resignierten Wahrnehmungsapparats, sowie der Geist, der in der Postmoderne in seinen stereotypen Sprach- und Kommunikationsstrukturen sich selbst traurig dekonstruiert, aufgehoben sind.
Es ist eine Kunst der Hyperachtsamkeit – die Kunst von Svenja Hinzmann. Bewusst wird ihre eigene künstlerische Inspiration und Imagination selbst untersucht auf Spuren des Überholten im Überlieferten. Svenja Hinzmann hat die ausgesprochene Sehnsucht nach einem ursprünglichen, von jeder Wertung und Verallgemeinerung gereinigten Gedanken, der das Bewusstsein nach einem instant erforschenden Blick durchfährt; ihre Werke wirken wie plastische und auch im sozialen Sinn dynamische Gegenwelten. Auch wenn die Werke oft Zeitgeistthemen kritisch angehen und dem Diskurs der künstlerischen Intervention folgen, sind sie immer wundersame, symphonische Elegien über Grundthemen wie Raum-Zeit-, Objekt-Subjekt-Verhältnisse. In ihren interaktiven Installationen, im Ausdruck ihrer Objekte und Skulpturen fühlt man eine ähnliche Melancholie wie in den Einstellungen Tarkowskianer Betrachtung wie in Stalker oder Solaris bei gleichzeitiger „Idealbeleuchtung“ für eine akribische Analyse von Zeitgeist und universellen Themen.»